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Schumann: Violinkonzert d-moll

op. posthum (1853) „Möchte doch Beethovens Beispiel Sie anregen, aus Ihrem tiefen Schacht ein Werk ans Licht zu ziehen, wunderbarer Hüter reichster Schätze!“ schrieb der junge Geiger Joseph Joachim an Schumann. Der so Angeregte notierte am 21.September: „Stück für Violine angefangen.“ Kaum zwei Wochen später war das Violinkonzert – „ein Abbild von einem gewissen Ernst,…

op. posthum (1853)

„Möchte doch Beethovens Beispiel Sie anregen, aus Ihrem tiefen Schacht ein Werk ans Licht zu ziehen, wunderbarer Hüter reichster Schätze!“ schrieb der junge Geiger Joseph Joachim an Schumann. Der so Angeregte notierte am 21.September: „Stück für Violine angefangen.“ Kaum zwei Wochen später war das Violinkonzert – „ein Abbild von einem gewissen Ernst, hinter dem oft eine fröhliche Stimmung hervorsieht“ – vollendet.

Zu einer Aufführung kam es nicht – Schumanns Erkrankung forderte ihren Tribut: Selbstmordversuch, Irrenanstalt, Tod.

Ein Jahr danach spielte Joachim das Konzert in einer Orchesterprobe für Clara Schumann. Sie schrieb ihm: „Ich empfand so bitter, wie es thut, findet man einen Makel da, wo man über alles liebt. Das erklärt Ihnen wohl auch meine Thränen neulich bei Roberts Concert.“

Clara entschied, das Konzert nicht zu veröffentlichen, und übergab es Joachim zu treuen Händen. Dessen Sohn verkaufte das Manuskript 1907 an die Preußische Staatsbibliothek zu Berlin.

1937 ließ Joseph Goebbels das Konzert mit großem Propagandagetöse uraufführen. Es sollte das beliebte Konzert von Mendelssohn ersetzen. Solist war Georg Kulenkampf; er spielte den Solopart, der als unspielbar galt, bearbeitet.

Nur wenig später spielte der junge Yehudi Menuhin das Konzert in London – original. Er schrieb: Dieses Konzert ist die Brücke zwischen Beethoven und Brahms. Man findet hier dieselbe menschliche Wärme, zärtliche Sanftheit, männlich kühne Rhythmik und dieselbe liebevoll spielerische Behandlung der Geige, dieselben reichen und edlen Themen und Harmonien“.

Der erste Satz ist eine breit angelegte Fantasie. Im zweiten Satz klingt schon das Thema der Variationen an, die Schumann kurz darauf am Morgen seines Selbstmordversuchs unvollendet ließ. Der dritte Satz ist eine feierliche Polonaise.

Ist das Violinkonzert vollendet oder ist es wahnsinnig? Wenn Dirigent und Orchester vollendet begleiten (sensibel und flexibel), wenn der Solist der Musik Zeit läßt (vor allem in der Polonaise), sodaß sie sich in ihrer Zeit vollenden kann, dann ist das Konzert wahnsinnig ergreifend.

(Mathias Husmann)

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