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Schumann: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 „Rheinische“

UA 1850 Düsseldorf) Seit seinem Umzug von Leipzig nach Dresden empfand der kränkelnde Schumann zunehmende Lethargie. Deshalb bewarb sich der introvertierte, in der Leitung eines Orchesters völlig unerfahrene Komponist 1850 um die Stelle als Städtischer Kapellmeister in Düsseldorf. Konnte das gut gehen? Zunächst inspirierten ihn der Ortswechsel – von der Elbe an den Rhein –…

UA 1850 Düsseldorf)

Seit seinem Umzug von Leipzig nach Dresden empfand der kränkelnde Schumann zunehmende Lethargie. Deshalb bewarb sich der introvertierte, in der Leitung eines Orchesters völlig unerfahrene Komponist 1850 um die Stelle als Städtischer Kapellmeister in Düsseldorf. Konnte das gut gehen? Zunächst inspirierten ihn der Ortswechsel – von der Elbe an den Rhein – und die aufgeschlossene Mentalität der Rheinländer.

So entstand die Rheinische Symphonie. Sie hat fünf Sätze: der erste ist lang, die vier weiteren sind kürzere Charakterstücke. Die Form gleicht somit einer Suite.

Der erste Satz – die Ouvertüre – wogt zwischen einem breiten und einem lebhaften Dreiertakt – wie ein langsamer Festzug, der aus lauter aufgeregten Mitwirkenden gebildet wird.

Der zweite Satz ist ein schunkelnder Ländler: Taktbetonung und Melodiebetonung sind verschoben.

Der dritte Satz ist eine weinselige Romanze: Die Augen, die sich hier begegnen, haben zuvor tief ins Glas geschaut.

Der vierte, langsame Satz hieß ursprünglich: „im Charakter der Begleitung einer feierlichen Zeremonie“ und ist vom Besuch des Kölner Domes inspiriert – ab hier treten die Posaunen mit einem Choral hinzu.

Der fünfte Satz ist ein Karnevalsumzug: ein organisiertes Durcheinander, das sich in Abständen zu kollektiven Begeisterungsrufen verdichtet.

„Es mußten volkstümliche Elemente vorwalten“ schrieb Schumann nach der sehr erfolgreichen Uraufführung – aber täuschen wir uns nicht: das Maskenhafte, Gespenstische, die Verlorenheit des Einzelnen im Getümmel des allgemeinen Frohsinns, Albtraum, Panik und Zusammenbruch sind nicht zu überhören. Den festlichen Tutti stehen Episoden des Grauens und Grausens gegenüber – so die Schlüsse der Mittelsätze, die uns den Atem stocken lassen, und vor allem der vierte Satz: ein strahlendes Dies Irae, bedrohlich hallende, schwindelerregende Klangmassen, aus denen das Ich auf die Straße flieht,um sich im Karnevalszug zu verbergen, aber die geisterhaften Klänge aus dem Dom verfolgen uns auch im Mummenschanz…

Wahnsinn? Hellsichtigkeit? Das konnte nicht gut gehen.

(Mathias Husmann)

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