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Zum Tod von Wolfgang Rihm

Wolfgang Rihm ist tot

Der bedeutende deutsche Gegenwartskomponist Wolfgang Rihm ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

vonJan-Hendrik Maier,

Was bleibt, ist seine Musik: Mehr als vierhundert Werke hat Wolfgang Rihm zeitlebens komponiert, er galt als der meistgespielte deutsche Komponist der Gegenwart. In der Nacht zum Samstag ist er 72-jährig in Ettlingen bei Karlsruhe gestorben. Der große Durchbruch gelang ihm 1974 mit der Uraufführung seines Orchesterstücks „Morphonie – Sektor IV“ bei den Donaueschinger Musiktagen. Auf der Bühne machte er sich früh mit der Kammeroper „Jakob Lenz“ und der Vertonung von Heiner Müllers Theaterstück „Die Hamletmaschine“ einen Namen.

Prägend als Komponist, Essayist und Lehrer

Schon mit elf Jahren hatte Wolfgang Rihm mit dem Komponieren begonnen. Parallel zur Schule studierte er bei Eugen Werner Velte an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, wo er sich intensiv mit der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und Anton Webern beschäftigte. Später lernte er bei Karlheinz Stockhausen in Köln und bei Klaus Huber in Freiburg. Prägende künstlerische Impulse erhielt er auch aus dem Austausch mit Komponisten wie Morton Feldman, Helmut Lachenmann und Luigi Nono.

1985 trat er schließlich Veltes Nachfolge in Karlsruhe an. Vier Jahrzehnte lang prägte er so auch mit seiner Kompositionsklasse das europäische Musikleben, zu seinen Schülern zählen etwa Jörg Widmann, Rebecca Saunders und David Philip Hefti. Auch als Autor und geistreicher Nachdenker über die Musik wurde Rihm geschätzt.

Anders als seine Zeitgenossen machte er einen Bogen um Aleatorik, Elektronik, grafische Notationen, serielle Techniken und andere Mittel der Nachkriegsavantgarde. Vielmehr fokussierte er in seiner Musik auf Ausdruck und Gefühl, und das ohne Berührungsängste mit herkömmlichen Gattungen. In fast allen Bereichen war er aktiv. Entsprechend zahlreich sind die Würdigungen, die ihm zuteilwurden. Neben dem Komponieren und Unterrichten leitete Rihm seit 2016 die einst von Pierre Boulez gegründete Lucerne Festival Academy.

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