Die Sonate habe ich mit fünfzehn Jahren gelernt, insofern verbindet mich mit ihr eine lange Geschichte. Ich kann mich noch daran erinnern, wie schwer es mir fiel, den Inhalt dieses Stücks für mich zu dechiffrieren. Das hat mich vor große Herausforderungen gestellt und auch in gewisser Weise frustriert, da ich immer das Gefühl hatte, dass ich nicht weiterkomme. Andererseits hat mich die Komposition fasziniert. Heute verbinde ich mit der Sonate die ganz frühe Erfahrung, Beethoven zu spielen. Jedes Mal, wenn ich zu diesem Stück zurückkehre, habe ich das Gefühl, dass sich wieder etwas „klärt“. Da liegen gewissermaßen Schleier vor diesem Stück, die sich nach und nach lichten. Jede Interpretation ist dabei wie beim Bogenschießen: Irgendwann lässt man den Pfeil los, und es kann sein, dass man ins Schwarze trifft, eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Das Einzige, das helfen kann, ist, Erfahrung zu haben und genau Bescheid zu wissen.
Ein letzter Moment von Glück und Zufall
Natürlich ist es aber auch schön zu sehen, dass es einen letzten Moment von Glück oder Zufall gibt. Bei diesem Stück ist es schwer, den richtigen Schlüssel zu finden, weil es eben nicht in diese übermenschliche Richtung geht wie bei vielen anderen Beethoven-Sonaten, die deutlich berühmter sind. Dieses Werk wehrt sich immer ein bisschen, wenn auch mit einem Lächeln auf den Lippen. Was am Ende bleibt, ist die Genialität eines Komponisten, dem man nie so recht auf die Schliche kommt. Das Stück ist letztlich vergleichbar mit einem Menschen. Jeder hat seinen eigenen Charakter, und bei manchem Charakter braucht man eben ein wenig länger, um mit ihm warm zu werden. Dann jedoch ist es umso schöner.