Otto Brusattis Roman erinnert in Ausdruck und Inhalt stark an Thomas Manns „Doktor Faustus“. Brusattis „Gaukler“ Edgar Arnold David Niehaus lässt sich auf einen mysteriösen Teufelsbund ein und – wie Manns Protagonist Adrian Leverkühn – plagt auch ihn eine rätselhafte Krankheit, die als Folge einer sündhaften Tat gedeutet werden könnte. Wer sich in der Literatur- wie der Musikgeschichte auskennt, wird unzählige Anspielungen an, Zitate aus und Reflexionen über berühmte Werke finden. Das kann man, von detektivischer Neugier angestachelt, mit Vergnügen lesen. Man kann es aber auch ermüdend finden. Otto Brusatti, 1948 im österreichischen Zell am See geboren, ist Radiomoderator und Musikwissenschaftler, der auch als Autor, Regisseur und Ausstellungsmacher tätig ist. Seine Vertrautheit mit den großen literarischen wie musikalischen Werken ist beeindruckend. Ob man seinen manieriert wirkenden Schreibstil mag, der meist nicht wie geschriebene, sondern gesprochene oder nur gedachte Sprache wirkt, um sich dann zu wahrhaft Mann’schen Schachtelsätzen zu versteigen, ist Geschmackssache.
Brusatti schildert den Lebensweg eines Adrian Leverkühn 2.0, der wie sein Alter Ego aus der Region um Halle und Leipzig stammt, nach dem Mauerfall den Weg nach Wien, der ewigen Musikstadt, findet, um von dort geradezu zwangsläufig nach Berlin zu ziehen, der Künstlermetropole der Jahrtausendwende. Obwohl Beethoven im Titel steht, scheint Niehaus vor allem Franz Schubert als verwandte Seele zu empfinden. Dessen Lieder begleiten sein Leben und laufen wie ein roter Faden durch das Buch. Niehaus wirkt dadurch wie ein Wanderer zwischen den Zeiten. Sein Credo lautet: „Ich will nicht dienen“ – das Lebensmotto des freien Künstlers, das seit Beethoven und Schubert in der Welt ist und hier am Beispiel eines Zeitgenossen durchgespielt wird. Eine interessante Lektüre für alle, die sich mit Brusattis eigenwilligem Stil anfreunden können.