Die Fertigstellung der Hamburger Elbphilharmonie hat gefühlt ewig gedauert, die Kosten sind explodiert. Zu verlockend, dahinter dunkle Machenschaften zu vermuten. Echtes Krimifutter also. Die skandalträchtige Baugeschichte bietet in Maike Rockels „Das Konzerthaus“ den Basso continuo für ein Sittenbild aus Filz und Korruption. Mehrere Morde im persönlichen Umfeld des fiktiven Hamburger Elbphilharmonie-Architekten Albert Berend beschäftigen das Ermittlerteam um die junge Kommissarin Nora Kardinal. Die Handlungsfäden führen bis zur Stasi und zu DDR-Fluchthelfern, einige Nebenstränge bis zum IS, und der Verfassungsschutz mischt auch noch mit. Prostitution und Unterwelt gehören offensichtlich sowieso zu jedem Hamburg-Krimi. Zudem muss sich die Ermittlerin mit ihrer eigenen Familiengeschichte und einem tragischen Unfall in der Kindheit auseinandersetzen.
Das Böse kommt immer Näher
Autorin Maike Rockel spinnt mit großer Fabulierfreude ein komplexes Beziehungsnetz aus heimlichen Liaisons und falschen Identitäten. Das ist zwar mitunter etwas überfrachtet, doch es gelingt ihr, im Verlauf der knapp 500 Seiten sämtliche Stränge sauber auseinanderzudröseln. Ein Thriller ist „Das Konzerthaus“ nicht, eher mäßig spannend, weil der Leser gegenüber den Ermittlern zumeist einen Wissensvorsprung hat. Dennoch entfaltet das verzweigte Geflecht zwischen den Personen, das schon einem Familienepos gleicht, einen beträchtlichen Sog. Gebannt verfolgt man, wie das Böse der Kommissarin immer näher kommt. Und bezweifelt immer mehr, dass das Ganze überhaupt ein gutes Ende nehmen kann.