In einer Zeit, in der es vor allem Männern vorenthalten war, große Werke wie Sinfonien und Opern zu komponieren und Frauen höchstens zur Freude des engsten Freundes- und Familienkreises kleine Lieder und Klavierstücke vortragen konnten, hat sich eine Frau allen gesellschaftlichen Gepflogenheiten widersetzt und sich eine erfolgreiche Laufbahn als Komponistin aufgebaut.
Emilie Mayer kommt 1812 im mecklenburgischen Friedland zur Welt und wächst in vielerlei Hinsicht privilegiert auf. Der Vater ist ein gut situierter Apotheker, dessen Gehalt und später Erbe es Emilie ermöglich, ein unabhängiges Leben zu führen. Außerdem fördert er von kleinauf die musikalischen Talente seiner Tochter und schickt sie zu den besten Lehrern in die Ausbildung: Zunächst zum Organisten Driver, später nimmt sie Stunden bei Carl Loewe in Stettin. Mit 35 Jahren zieht Emilie Mayer nach Berlin und etabliert sich dort endgültig als ernst zu nehmende und erfolgreiche Komponistin.
Die Musik als einzige Liebe
Im Gegensatz zu Clara Schumann und Fanny Hensel ist Emilie Mayer nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geraten, dabei hat sie acht Sinfonien, zwölf Streichquartette, fünfzehn Konzertouvertüren und zahlreiche Kammermusikwerke komponiert und wurde „der weibliche Beethoven“ genannt. Erst seit 2012, ihrem 200. Geburtstag, gibt es eine Wiederentdeckung und Wiederaufnahme ihrer Werke. Umso wichtiger sind Arbeiten wie die von Barbara Beuys, die gegen das Vergessen bedeutender Frauen wirkt und uns „Europas größte Komponistin“ näher bringt. Viele Fakten über das Leben Emilie Mayers gibt es leider nicht, auch keine persönlichen Briefe. Aufgrund der damaligen politischen und gesellschaftlichen Lage sowie der Stellung der Frau zeichnet Beuys dennoch ein glaubwürdiges Bild. Allerdings verliert sich die Historikerin teilweise in so ausschweifenden Hintergrundinformationen, dass das Leben Emilie Mayers fast aus dem Blick gerät. Eines aber wird sehr deutlich: Die Komponistin blieb zeitlebens unverheiratet, die Musik bliebt die einzige Liebe.