Menschen können sich ändern, sogar Nazis. Ausgerechnet zwei Symbolfiguren des NS-Widerstands waren einst glühende Nationalsozialisten, man mag es kaum glauben. Doch Hans und Sophie Scholl haben im Laufe der Zeit diesen radikalen Gesinnungswandel vollzogen und es obendrein geschafft, ihre Opposition gegen das System gewaltfrei zu gestalten. Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten war eine ihrer Forderungen, die sie auf ihren Flugblättern verschriftlicht hatten. Am Ende wurden sie selbst Opfer der gewaltstaatlichen Willkür.
In der Stunde vor der Hinrichtung der Geschwister im Münchner Stadelheim-Gefängnis spielt Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“, betitelt nach der Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl. Nur sie beide wurden zum Tode verurteilt, denn die Namen der anderen Mitglieder haben sie verschwiegen. Nur Hans und Sophie sind die Protagonisten der Oper, die aus Visionen, Selbstgesprächen und reflektierenden Monologen besteht, welche die Todesangst der beiden ausdrücken – und ihre letztendliche Akzeptanz des Schicksals.
Maximilian Theiss