Nach der noch fast druckfrischen kritischen Erstausgabe von Antony Beaumont steht am Staatstheater im neuen Jahr eine frisch entdeckte und bislang noch nie aufgeführte Fassung von Alexander Zemlinskys „Kleider machen Leute“ auf dem Spielplan. Einst für eine Aufführung am Theater Mannheim im Jahr 1913 erstellt, betört der 1871 in Wien geborene Komponist hier mit seiner farbenreichen, spätromantisch angehauchten Musik, die unter dem Eindruck des Fin de Siècle den Weg in die Moderne ebnete. Als Grundlage nutze der Komponist Gottfried Kellers gleichnamige humoristische Novelle, die er zu einer Oper voller Charme, Witz und psychologischem Einfühlungsvermögen ausarbeitete. Intendant und Operndirektor Stephan Märki spürt in seiner Inszenierung den vielfältigen Themengebieten der Geschichte nach. So legt er die Diskrepanz von gesellschaftlichem Schein und Sein offen und stellt sich kritisch den Fragen von Selbst- und öffentlicher Wahrnehmung, von Traum und Realität sowie von Schicksal und Außenseitererfahrungen. Die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Alexander Merzyn.
Johann Buddecke