Wagners „Fliegender Holländer“ erfuhr als eine der am häufigsten inszenierten Opern der letzten Jahrzehnte zahlreiche Sichtweisen. Doch ein derart exzeptioneller Gattungsbeitrag bietet noch immer genug Ansätze für neue Gedanken. In diesem Sinne hinterfragt Regisseur Martin G. Berger die patriarchalen Strukturen in Wagners Frühwerk und die Rolle, die Senta als Frau zukommt. Diese ist zwar zunächst Heirats- und Verhandlungsobjekt ihres Vaters, wird jedoch durch ihren erlösenden Tod auch zu einem selbstbestimmten Individuum. Berger geht noch einen Schritt weiter und will die mysteriöse, bei Wagner im Ungewissen verbleibende Vergangenheit der Protagonisten in einer Art psychoanalytischem Thriller herausarbeiten.
Patrick Erb