Noch vor Beginn einer erneuten Zusammenarbeit formulierte Hugo von Hoffmannsthal im Jahr 1911 in einem Brief an Richard Strauss, wie er sich das Endprodukt einer weiteren gemeinsamen Oper vorstellen würde. Das neue Werk solle sich in etwa so zur „Zauberflöte“ verhalten wie der „Rosenkavalier“ zum „Figaro“. Acht Jahre später sollte seine Vision mit „Die Frau ohne Schatten“ wahrhaftig werden, erinnert in dem Werk doch vieles an Mozarts Opera buffa. So greifen Strauss und Hoffmannsthal die Begegnung verschiedener Klassen auf, setzen in der Handlung auf die erzählerische Kraft der Symbolik und stellen den Plot in das Bewusstsein einer elementaren Zeitenwende, die die Ordnung und Grundwerte des menschlichen Miteinanders anzweifelt.
Johann Buddecke