Mit sprachlichen Umwegen zum Welterfolg
Die Verbindung von Literatur und Oper zieht sich wie ein roter Faden durch die Musikgeschichte. Ein Beispiel für diese Verbindung ist Giuseppe Verdi, der Shakespeare gleich dreimal auf die Bühne brachte – seinen nie vollendeten „Re Lear“ nicht mitgerechnet. Ähnlich Tschaikowsky, der in Puschkins Werken eine unerschöpfliche Inspirationsquelle fand. Im Frankreich des 19. Jahrhunderts erfreute sich wiederum das literarische Schaffen Johann Wolfgang von Goethes größter Beliebtheit, so auch beim begeisterten „Werther“-Leser Jules Massenet, der Goethes Briefroman 1892 zunächst in deutscher Sprache an der Wiener Hofoper gefeiert zur Uraufführung brachte. Ein Jahr später folgte die französische Erstaufführung in Genf, ehe die Oper an der Pariser Opéra-Comique ihren Siegeszug fortsetzte. Massenets „Werther“ avancierte dank seiner subtilen, fast kammermusikalischen Klangsprache schnell zum Welterfolg und zählt heute neben „Manon“ zu seinen bekanntesten Werken. Nun feiert dieser musikalische Briefroman in einer neuen Inszenierung von Jan Eßinger am Theater Heidelberg Premiere.
Patrick Erb