Er war einer der ganz Großen des französischen Films. Kein Regisseur, kein Schauspieler, sondern Musiker und Komponist. Für über 200 Kino- und Fernsehfilmen schrieb Michel Legrand die Musik. Der bonbonbunt ausgestattete Musicalfilm Die Regenschirme von Cherbourg machte 1964 nicht nur Legrand weltberühmt, sondern auch die damals 21-jährige Hauptdarstellerin Catherine Deneuve. Zwölf Mal wurde der Pariser Komponist mit armenischen Wurzeln für den Oscar nominiert, drei Mal erhielt er ihn. So auch für die Musik zum US-amerikanischen Film „Yentl“, der Legrands jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand krönte.
In Legrands Leidenschaft für das Musical floss auch immer die für den Jazz mit ein. Als Pianist gehörten so illustre Genregrößen wie Django Reinhardt, John Coltrane und Miles Davis zu seinen Partnern. Zu Legrands späten Werken zählt das Musical Marguerite, das im Jahr 2008 am Theatre Royal Haymarket in London uraufgeführt wurde und nun von der opern- und musicalerprobten Regisseurin und Choreografin Pascale-Sabine Chevroton am Saarländischen Staatstheater zum ersten Mal in deutscher Sprache inszeniert wird.
Die Handlung führt nach Paris, in die besetzte Seine-Metropole des Jahres 1942. Die ehemals bekannte Sängerin Marguerite ist Mätresse des deutschen Offiziers Otto, zugleich aber auch in den Musiker Armand verliebt, der der Resistance angehört und gegen die deutschen Besatzer kämpft. Mit den Elementen des Chansons und des Jazz erzählt Legrand in dieser an Alexandre Dumas’ Kameliendame angelehnten Geschichte von einer Liebe in Zeiten des Widerstands. Von einer Liebe, die sich dem Gesetz des Stärkeren beugen muss.
Als das Saarländische Staatstheater sich entschied, Legrands Marguerite ins Programm aufzunehmen, standen die Theatermacher noch im Kontakt mit dem Komponisten, der wenig später, im Januar 2019, im Alter von 86 Jahren verstarb. Ein gemeinsam angedachtes Projekt wurde so zur Hommage an die Filmmusiklegende. Noch im Jahr zuvor schrieb Legrand die Musik für den französischen Film „J’ai perdu Albert“ („Ich habe Albert verloren“). Zu den Verlierern gehörte Legrand indes ganz sicher nicht. (Sören Ingwersen)