Ein lesbisches Paar erfreut sich vor einem großem Kreuz seiner Körperlichkeit, nackte Nonnen tanzen auf einer Rollschuhbahn, eine Glocke hängt in Weihrauch gehüllt mit menschlichem Klöppel von der Decke. Als im vergangenen Mai am Mecklenburgischen Staatstheater Florentina Holzingers mit Spannung erwartete Opernperformance „Sancta“ uraufgeführt wurde, war jener sich an der katholischen Kirche abarbeitende Skandal beinahe erwartet worden. Explizite Warnungen vor Nacktheit, Gewalt und verletzende Handlungen erhöhten dabei die Erwartungshaltung.
Ausgehend von Paul Hindemiths namenprägendem Einakter „Sancta Susanna“, der sich sexuell besessenen Nonnen widmet, arbeitet Holzinger eine Nummernrevue heraus, in der sie klassischen Werken von Bach bis Rachmaninow eine Neukomposition von Johanna Doderer sowie andere Musik aus den Genres Heavy Metal, Pop und Techno gegenüberstellt. Der Skandal blieb schließlich aus. Holzinger gelang ein zwischen Gefälligkeitskunst und Grenzüberschreitung gut positioniertes Gesamtkunstwerk, das nach Schwerin und Wien nun auch in Stuttgart zu sehen ist. (PE)
