Traumwelten
Die Erschaffung von Traumwelten war für viele Komponisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein Mittel, um die komplexe Psychologie ihrer Figuren zu erkunden. Schon Wagners „Tannhäuser“ von 1845 lebt in einer solchen Scheinwelt: Im Venusberg verfallen, genießt er die rauschhaften Verführungen der Liebesgöttin. Auch Korngolds Paul in „Die tote Stadt“ verliert sich in seinen Sehnsüchten, nur um schließlich erkennen zu müssen, dass Brügge nichts als eine trügerische Illusion ist.
Doch der Hang zum Artifiziellen reicht noch viel weiter zurück. In Händels „Alcina“ herrscht die titelgebende Zauberin über eine magische Mittelmeerinsel, auf der sie verirrte Ritter in ihren Bann zieht. Auch Ruggiero droht, in dieser Welt der Verführung unterzugehen – wäre da nicht Alcinas eigene Liebe zu ihm, die schließlich ihre Macht ins Wanken bringt.
Händels feinfühlig gestaltetes Spätwerk feiert nun am Staatstheater Nürnberg Premiere – in einer Inszenierung von Jens-Daniel Herzog. Die musikalische Leitung übernimmt Dorothee Oberlinger.
Patrick Erb