Mythologisch-lyrisches Amalgam
Wassernymphen und mythische Geschöpfe aus stillen Seen und tosenden Meeren bevölkern die Sagenwelt vieler Kulturen. Da verwundert es kaum, dass das Libretto zu Antonín Dvořáks Märchenoper „Rusalka“ Elemente gleich mehrere literarische Quellen in sich vereint. Dessen Verfasser Jaroslav Kvapil, den ein Bornholm-Aufenthalt im Jahr 1899 maßgeblich dazu inspirierte, verknüpfte Elemente von Hans Christian Andersens „Kleine Seejungfrau“, Gerhart Hauptmanns „Die versunkene Glocke“ sowie Friedrich de la Motte Fouqués „Undine“ und schuf so die Wassernymphe Rusalka. Ihr innigster Wunsch: zuerst Mensch zu werden, dann jedoch ins Wasserreich zurückzukehren. Wildes Plätschern im See, sehnsüchtiges Singen im schillernden Mondlicht und dampfende Hexenkessel – das Ergebnis lässt sich sehen: Dvořák gelingt in „Rusalka“ ein Bühnenwerk gleichermaßen volkstümlicher und impressionistischer Couleur – bis heute seine meistgespielte Oper. In einer Inszenierung von Christian von Götz feiert „Rusalka“ am Theater Osnabrück seine Premiere.
Patrick Erb