Für Heinrich Heine war klar: Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris. Der Komponist Gustave Charpentier öffnete hingegen jenes mit Blick auf den Montmartre. Denn mit der Oper „Louise“ machte Charpentier seiner Wahlheimat nicht nur eine klingende Liebeserklärung, sondern schuf auch eine Antwort auf den italienischen Verismo.
Umrahmt von der Liebesbeziehung zwischen dem Arbeitermädchen Louise und dem Bohemien Julien, steht vor allem das lebhafte Treiben des damaligen Pariser Randbezirks im Vordergrund, in dem sich Arbeiter und mittellose Künstler bewegten. Vom morgendlichen Erwachen der Stadt, dem Betriebslärm der Arbeiter, vom ersten Licht des Tages über Paris bis hin zum Hämmern und Klirren der Werkstätten: Charpentier fand seine Inspiration in den Romanen Émile Zolas, die er vielfältig, mitunter lautmalerisch genau wiedergibt. Fein ausdifferenzierte Charaktere, Genrebilder und Leitmotive verschmelzen in „Louise“ zu einem Gesamtkunstwerk, das am Theater Chemnitz unter der Regie von Rahel Thiel Premiere feiert. (PE)