Nein, mit dem gleichnamigen Hitchcock-Horrorfilm aus den Sechzigern hat Walter Braunfels’ Oper „Die Vögel“ nichts gemein. Sein Zweiakter kam bereits 1920 in München zur Uraufführung und basiert auf einer antiken Komödie von Aristophanes: Zwei Menschen, der pragmatisch-gewitzte Ratefreund und der empfindsam-träumerische Hoffegut, wollen den Zwängen des Alltags entfliehen und machen sich auf ins Reich der Vögel. Dort angekommen, will der eine den Vogelkönig Wiedehopf überreden, die himmlische Stadtfestung „Wolkenkuckucksheim“ zu bauen, um damit Götter und Menschen zu beherrschen, während der andere eine romantische Liaison mit der Nachtigall eingeht.
Als „ein Werk der Sehnsucht, ein Sprung ins vollkommen Zeit- und Tendenzlose“, wie es der Musikkritiker Alfred Einstein einst schrieb, feierte „Die Vögel“ enorme Erfolge. Von den Nazis verboten und danach beinahe vergessen, wird es höchste Zeit, dass dieses faszinierende Kunstwerk wieder den Weg ins Repertoire findet. Nach Oldenburg im Januar geht nun auch das Staatstheater Braunschweig mit gutem Beispiel voran.
André Sperber