Damals wie heute
Zwei verwöhnte Lebemänner verlassen Athen auf der Suche nach dem Reich der Vögel. Dort überzeugen Sie die gefiederten Bewohner von einer Stadt in den Wolken, um die Herrschaft sowohl über die Götter als auch über die Menschen zu erlangen. Die Vögel, geblendet von ihrem Ehrgeiz, stimmen dem Bau zu – ungeachtet der Warnungen des Prometheus, der selbst für seinen Hybris bitter büßen musste. Es kommt zum Krieg zwischen Vögeln und Göttern, der in der Niederlage der Vögel kulminiert. Braunfels‘ Verweis auf den Totalitarismus der 1920er Jahre, allen voran die Ausläufer des Nationalsozialismus in Deutschland, ist in seiner Oper „Die Vögel“ deutlich zu erkennen. Die literarische Vorlage stammt allerdings aus der Feder des griechischen Komödiendichters Aristophanes, der in seinem Werk die Machtpolitik des Athener Staatsmannes Perikles mit satirischem Scharfsinn ins Visier nahm. Braunfels interpretierte die Vorlage frei und schuf eine universelle Allegorie, die zur Uraufführung 1920 ebenso aktuell war wie heute. Mit einer Inszenierung von Holger Potocki beteiligt sich das Staatstheater Oldenburg an der Renaissance von Braunfels‘ Oper, die erst 1970 in Karlsruhe wiederaufgeführt wurde.
Patrick Erb