Als „entstellt, hinkend, hässlich und missgestalt!“ beschreibt der römische Senator Arcesius sein eigenes Äußeres. Seine Frau Myrtocle hingegen ist wunderschön – aber blind und ahnt nichts von seiner Hässlichkeit. Eines Tages sucht Myrtocle Jesus von Nazareth auf und lässt sich von ihm ihr Augenlicht schenken. Wieder daheim, fällt sie dem gut aussehenden Galba um den Hals, im Glauben, er sei ihr Ehemann Arcesius. Letzterer beobachtet die Szene, tobt vor Eifersucht und tötet Galba. Als Myrtocle versteht, dass die mordende Bestie ihr wahrer Mann ist, blickt sie in die gleißende Sonne und blendet sich erneut. 1916 schrieb Eugen d’Albert dieses spätromantisch-biblische Opus voll abgründiger Empfindung und berückend schöner Musik.
André Sperber