Er macht es sich nicht leicht. Er hat alles genau erwogen. Er zeigt uns, dass dies ein Gipfelwerk ist, das man nicht mal so nebenbei erobert. Man kann über die von ihm gewählte Marschroute sicher diskutieren, aber man darf ihm nicht vorwerfen, dass das Ergebnis keine Aussagekraft hat. Víkingur Ólafsson zeigt mit seiner Aufnahme von Bachs „Goldberg-Variationen“, dass er ein Meister des filigranen Anschlags ist; dass er strittige Entscheidungen nicht meidet; dass er zur Individualität seiner Kunst steht. In einigen Variationen perlen die Töne elegant, manchmal durchaus schnell, aber nicht sportiv. Dann wieder gibt es Variationen von tiefer, fast meditativer Versenkung, entrückt, grüblerisch. Zugleich immer mit vielen Nuancen und überlegt dosiertem Pedalgebrauch. Zuletzt die Verschachtelung zweier Volkslieder, die nochmals zeigt, wie transparent Ólafsson die Stimmen zueinander in Beziehung setzt.
J. S. Bach: Goldberg-Variationen BWV 988
Víkingur Ólafsson (Klavier)
Deutsche Grammophon