Seit über siebzig Jahren sind Poulencs Monooper und der von ihm vertonte Monolog Jean Cocteaus Spiegel des Frauenbildes der Aufführungszeiten durch ihre Interpretinnen. Véronique Gens wirkt hier trotz lyrischer Grundhaltung weitaus stärker und selbstbewusster als zum Beispiel die explosive Raina Kabaivanska, die sensitive Felicity Lott und sogar die unvergessene Simone Signoret. Während Corona erlebte diese Trennung via Telefon einen Boom. Durch Alexandre Bloch mit dem Orchestre National de Lille und Véronique Gens› nuancenreichen Präzisionssopran entsteht ein intensiver Dialog. So wird Poulencs Oper zum packenden Hörspiel. Ein Salonstück mit abgründigem Minenfeld unter feinen Zwischentönen, bei dem die Bezüge zu Debussys „Pelléas“, Poulencs heimlichem Vorbild, aufscheinen. Das Album endet mit der dionysisch leichten Eleganz von Poulencs Sinfonietta. Geist- und Kontrastreichtum par excellence.
Poulenc: La voix humaine & Sinfonietta
Véronique Gens (Sopran), Orchestre National de Lille, Alexandre Bloch (Leitung)
Alpha Classics