Da schreibt ein von den Nazis verfolgter jüdischer Komponist eine katholische Mysterienoper und lässt sie mit den Worten enden: „Gepriesen sei der Tod!“ Das kann wohl nur verstehen, wer ähnlichen Gefahren ausgesetzt war wie Walter Braunfels. Die Musik hingegen versteht jeder. Sofern man nicht über das ewige 4/4-Metrum einschläft. Auch die Strauss-Anklänge, insbesondere an Die Frau ohne Schatten, rütteln einen nicht wach – es wird halt viel meditiert. Braunfels hatte sich schon 1913 mit Claudels triefend irrationaler Verkündigung beschäftigt, 1917 trat er nach furchtbaren Fronterlebnissen zum Katholizismus über. Sein 1948 uraufgeführtes Mysterium ist stark vom Orchester her gedacht, der Text wirkt moritatenhaft und wird von den durchweg tadellosen Sängern sauber artikuliert. Aber muss man solche Zeilen wirklich verstehen?
CD-Rezension Ulf Schirmer
Schwer begreiflich
Allzu eingängig und unverständlich: Schuldloses Unglück und Flucht ins Irrationale
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Nach Studien u. a. bei György Ligeti und Christoph von Dohnányi arbeitete Ulf Schirmer (geb. 1959) an der Wiener Staatsoper als Assistent von Lorin Maazel, ehe er 1991 ebendort Resident-Dirigent wurde. Darüber hinaus war er unter anderem Chefdirigent des Dänischen radio-Sinfonie-orchesters und…
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