2017, anlässlich des 250. Todesjahres von Georg Philipp Telemann, wird auch gleich aufgeräumt mit alten Klischees. Eines davon: Telemann sei ein Leichtgewicht, zu gefällig, zu oberflächlich. Seine 12 Fantasien für Violine solo – dem französischen Geschmack nachempfunden, ansprechend, pointiert, wendig, kleinteilig, ein Beispiel für den galanten Stil der Zeit – könnten das leidige Vorurteil sogar zementieren. Doch nicht so, wenn sich Barockspezialist Thomas Pietsch dieses Repertoires annimmt. Er lässt darin ungeahnte Tiefen entdecken. Pietsch gelingt eine beeindruckende Vielfalt an unterschiedlichen Schattierungen und Ausdrucksnuancen, jeder einzelnen Phrase wird Charakter verliehen. Die Fantasien erweisen sich als anspielungsreiches Kaleidoskop, an Barocktänze, virtuose Wutarien, inbrünstige Lamenti, feierliche Toccaten, funkelnde Koloraturen, neckische Dialoge. Spannend! Meisterhaft!
Telemann: 12 Fantasien
Thomas Pietsch (Barockvioline)
EsDur