Die Moldau als Idyll! Oft wird der von Bedřich Smetana musikalisch abgebildete Fluss zur Postkarten-Kulisse versanftmütigt, was das Stück zum Klassik-Hitparaden-Titel hat werden lassen. Doch die „Moldau“ ist eben auch Teil eines groß angelegten sinfonischen Zyklus, den jetzt Semyon Bychkov und die Tschechische Philharmonie aufgenommen haben. Eine gute alte Tradition: Wer Chef dieses Orchesters ist, kommt um „Mein Vaterland“ nicht herum. Bychkov macht das klug und umsichtig. Er wirft nicht bewährte Traditionen über Bord, sondern modelliert auf dem Boden gewachsener Erkenntnisse, vorsichtig und detailfreudig. So ist eine in sich runde, überzeugende Aufnahme entstanden, die in den dramatischen Momenten nie mit Intensität haushaltet und in den lyrischen Passagen gesanglich und kammermusikalisch wirkt. Und die „Moldau“ ist kein Idyll, sondern klingt federnd, tänzelnd und unverbraucht.
Smetana: Mein Vaterland
Tschechische Philharmonie, Semyon Bychkov (Leitung)
Pentatone