Nach freiwilliger Auszeit meldet sich Piotr Anderszewski mit drei der sechs Englischen Suiten von Bach zurück. Eine verzückende, eine verstörende Aufnahme. Der glasklare Anschlag, Anderszewskis Fabulierlust, die feinzeichnende Artikulation – alles fabelhaft. Und doch schießt er manchmal übers Ziel hinaus. Warum zündet er mitten im Eröffnungssatz der dritten Suite plötzlich den Turbo? Warum so viele Überpointierungen? Was will er mit den quälend gedehnten Sarabanden erzählen, die mal theatralisch aufgebläht, dann wieder verwundbar und intim wie Bühnenstücke daherkommen? Grenzwertig auch seine Verzierungslust, die sich nicht immer an barocker Stil-Ornamentik orientiert. Anderszewski sucht nach eigenen Wegen und findet sie, mit großer Reflexion und vielleicht nicht ganz so großer Selbstkritik. Wo Bach einfach nur gesund, klar, ehrlich ist, schiebt Anderszewski ihm erzählte Dramen unter.
CD-Rezension Piotr Anderszewski
Unnötige Dramen
Anderszewski sucht nach eigenen Wegen und findet sie, mit großer Reflexion und vielleicht nicht ganz so großer Selbstkritik
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Wenn es um die Qualität seines Klavierspiels geht, ist der polnisch-ungarische Pianist Piotr Anderszewski mehr als selbstkritisch – eine Eigenart, die ihm auf ungewöhnlichem Wege zu seinem internationalen Durchbruch verhalf: 1990 nahm er an dem Internationalen Klavier Wettbewerb in Leeds teil, was…
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