Eine Sinfonie mit einem Trommelwirbel zu beginnen – das galt als unerhört im 18. Jahrhundert. Joseph Haydn freilich hat in seiner Sinfonie Nr. 103 genau das getan – und noch einiges mehr. Wer in Haydns Sinfonik revolutionäres Pathos à la Beethoven oder mozartschen Zauber sucht, kann enttäuscht sein – dafür hat Haydn das Spiel mit Hörerwartungen auf die Spitze getrieben: Etwa wenn er in seiner Sinfonie Nr. 101 den arglosen Hörer auf falsche Pianissimo-Fährten leitet, um ihn dann mit unvermittelt dreinschlagenden Sforzati zu schocken. Diese Doppelbödigkeiten und Anführungszeichen in Haydns Musik zeigt nun Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen auf ihrer neuesten Einspielung in selten zu hörender Deutlichkeit auf. Paavo Järvi, der als Dirigent merklich Lust daran hat, das technische Potential des Orchesters auszureizen, ist daran gelegen, nichts von Haydns Witz zu nivellieren.
Haydn: Sinfonien Nr. 101 & 103
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi (Leitung)
Sony