Der Autor zeigt berechtigt Stolz über das Erscheinen seines jüngsten Textes in der Insel Bücherei. In diese schaffen es fast nur belletristische Musiktitel wie Mörikes Novelle „Mozart“ auf der Reise nach Prag oder ästhetische Zentralschriften wie Ferruccio Busonis „Versuch einer neuen Ästhetik der Tonkunst“. Auch Michael Maul, der Intendant des Bachfests Leipzig, bietet Exemplarisches: Seine profunde und dabei kurzweilige Darstellung greift weit über einen Abriss von Bachs nur in den ersten Jahren wirklich glücklicher Zeit als Leipziger Thomaskantor hinaus.
Maul verwendet ein plausibles Mittel, um spärliche Dokumente und Fragestellungen zur Vita Johann Sebastian Bachs, zu dessen kompositorischem Vermächtnis und realen bzw. hypothetischen Werklücken zu bündeln. Er wendet sich in direkten Fragen an das im Alter von 65 Jahren verstorbene Musikgenie. Manchmal folgen auf diese investigativen, gar nicht ehrfurchtsvollen Fragen sofort Erklärungsansätze des leidenschaftlichen Experten – etwa zum dritten Leipziger Kantatenjahrgang 1725/26 und dessen hypothetischer Unvollständigkeit. Anhand Bachs Schaffensfrequenz und seines immensen Outputs in unterschiedlichen Gattungen entwirft Maul eine Stimmungskurve der Auseinandersetzungen zwischen dem sehr streitbaren Bach mit dem Rat der Stadt Leipzig und den Leitern der Thomasschule. Nicht zuletzt liefert Maul einen roten Faden mit essenziellen Wissensvoraussetzungen vor allem für die Leipziger Kantatenjahrgänge, welcher sich auf Bachs gesamtes Œuvre anwenden lassen.
J. S. Bach. „Wie wunderbar sind deine Werke“
Michael Maul
Insel, 201 Seiten
20 Euro