So geschwind wie Martin Fröst dürfte auch die geläufigste Kastratengurgel nicht durch die Arpeggien und Tonleitern gerauscht sein. Aus Mangel an Originalliteratur – im Barock wurde die Klarinette gerade erst erfunden – hat sich der schwedische Superklarinettist von Andreas Tarkmann aus Vivaldis Opern und Oratorien fiktive Klarinettenkonzerte arrangieren lassen und diese mit dem Concerto Köln eingespielt. Eine ziemlich verwegene Idee – die allerdings durchaus ihre Reize hat. Fröst, der sich für die Aufnahme eine Klarinette aus Buchsbaum anfertigen ließ, die dem damaligen Klangideal nahekommen soll, trumpft in den raschen Sätzen mit ebenso viel Verve und virtuoser Brillanz auf wie das brillant begleitende Concerto Köln. Die vokale Vorlage scheint vor allem in den Adagios durch, die Fröst mit samtig-biegsamer Tongebung spielt. Ein Experiment, das man als gelungen bezeichnen darf.
Vivaldi/Tarkmann: Klarinettenkonzerte Nr. 1–3
Martin Fröst (Klarinette), Concerto Köln
Sony Classical