Tektonischen Platten gleich reiben sich die Zeit- und Textschichten in Benjamin Brittens „War Requiem“. Der Kriegsdienstverweigerer und Pazifist im Kalten Krieg kontrapunktiert das Gebet für die Toten ironisch beißend mit Gedichten des im Ersten Weltkrieg 25-jährig gefallenen Wilfred Owen, stellt den tradierten Text der Totenmesse kirchenkritisch in Frage. Und wagt im „Strange Meeting“ eines deutschen und englischen Gefallenen dennoch nicht weniger als die Vision der Versöhnung. Musik als Mahnung. Mariss Jansons offenbart großes Gespür für die genuine Theatralität von Brittens Meisterwerk. Man merkt, wie nah der Engländer seinem italienischen Vorbild Verdi mitunter ist. Prachtvoll singen und musizieren Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Exquisit besetzt sind auch die männlichen Soli mit dem gleißenden Tenor Mark Padmore und dem intensiv gestaltenden Bariton Christian Gerhaher.
Britten: War Requiem
Emily Magee (Sopran), Mark Padmore (Tenor), Christian Gerhaher (Bariton), Tölzer Knabenchor, Chor & Symphonieorchester des BR, Mariss Jansons (Leitung)
BR Classics