Heute ist Samuil Feinberg wohl eher als Pianist oder als Lehrer bekannt, seine Werke werden vergleichsweise selten gespielt. Nun hat Marc-André Hamelin die ersten sechs von insgesamt zwölf Klaviersonaten aufgenommen. Er war sich ja immer wieder gern in Repertoire-Nischen, in die sich sonst kaum ein Pianist seines Kalibers verirren würde. Nach der ab 2003 entstandenen Gesamteinspielung aller Feinberg-Sonaten (mit zwei Pianisten, BIS) wagt er nun in einem ersten Schritt den Alleingang. Die düsteren Passagen leuchtet er souverän aus, er behält die dramaturgischen Verläufe streng im Blick. Die technischen Hürden nimmt er staunenswert souverän. Stets wahrt Hamelin Übersicht. Wenn diese Musik wie Dämonie oder Klang gewordener Aberwitz wirkt, erzeugt er diesen Effekt nicht als pianistisches Blendwerk, sondern mit genauer Verteilung der Stimmen und behutsamem Umgang beim Pedalgebrauch. Teil 2 der Edition darf folgen.
Feinberg: Klaviersonaten Nr. 1-6
Marc-André Hamelin (Klavier)
Hyperion