Der Franzose Ludovic Tézier ist ein echter Verdi-Bariton. Diesen Eindruck bestätigen elf Partien aus Opern, deren Entstehungszeitraum vom späten Belcanto bis zum Verismo reicht. Téziers dunkles und markant viriles Timbre kontrastiert wirkungsvoll mit den transparenten Schraffuren des von Frédéric Chaslin zu penibler Rundung angehaltenen Orchesters. Sein Singen ist wie eine samtweiche Schale über rauem Kern. Für aggressive und besessene Facetten, etwa in Iagos „Credo in un dio crudel“ aus „Otello“, fehlen allerdings die polarisierenden Schärfungen, durch die eine Phrase Dolchstoß oder Liebkosung wird. Ideale Einheiten zwischen Gesang und Situation entstehen, wenn Tézier emotional sein kann wie in der hier einmal französisch, einmal italienisch gesungenen Sterbeszene des Marquis Posa oder wenn Nabucco den Gott der Hebräer um Hilfe bittet. Imponierend sind alle unbegleiteten Solostellen – in diesen entsendet Tézier aus dem Nichts berückende Töne.
Verdi
Arien aus „La Forza del Destino“, „Don Carlos“, „Ernani“, „Falstaff“, „Il Trovatore“, „La Traviata“ u. a.
Ludovic Tézier (Bariton), Orchestra del Teatro Comunale di Bologna, Frédéric Chaslin (Leitung)
Sony Classical