Dieses Konzert lässt keinen kalt: Für die einen ist es Edelkitsch im Hollywood-Breitwandformat, für die anderen die betörende Intensivierung von Emotionen und Farben, die zu Tränen bewegen kann. Seine volle Wirkung entfaltet das berühmte Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold auf jeden Fall nur, wenn alles in der Interpretation stimmt. Zwischen Solo und Orchester muss es ein fließendes, intensives Geben und Nehmen geben. Alle müssen an einem Strang ziehen. Der anspruchsvolle Solopart braucht eine souveräne Interpretation mit einer reichen Klangimagination. Das Zusammenspiel sollte sich auf dramatische Wagnisse einlassen. Liya Petrova, das Royal Philharmonic Orchestra und Duncan Ward zeigen das Format, das es dafür braucht. So können sie restlos betören. Das Ergebnis ist dann auch sehr mitreißend. Alles klingt so frisch wie gerade entwickelt. Keine abgestandenen Effekte, stattdessen hochspannende, differenzierte Gesten.

Korngold: Violinkonzert op. 35, R. Strauss: Violinsonate op. 18
Liya Petrova (Violine), Alexandre Kantorow (Klavier), Royal Philharmonic Orchestra, Duncan Ward (Leitung)
Mirare