Startseite » Rezensionen » Wiedergefunden

CD-Rezension Judith Ingolfsson

Wiedergefunden

Die Violinistin Judith Ingolfsson gräbt Schätze an der Nahtstelle von Romantik und Moderne aus

vonAndreas Falentin,

Die wesentliche Verbindung zwischen den zu unbekannten Komponisten Rudi Stephan und Alberic Magnard liegt in einem gemeinsamen Schicksal, dem Tod im Ersten Weltkrieg. In der Groteske des 28-jährig gefallenen Stephan erscheinen Expressionismus und Dadaismus, ja, das ganze 20. Jahrhundert vorausgeahnt. Magnard, der bei der Verteidigung seines Hauses von deutschen Soldaten umgebracht wurde, scheint dagegen in seiner Violinsonate Bilanz zu ziehen, zeigt sich mit ausschwingender Melodik und fast klassischer Strenge, Tristan-Ankängen im Schlusssatz und impressionistischem Farbspektrum als bekennender Konservativer auf der Höhe seiner Zeit. Judith Ingolfsson arbeitet mit sinnlichem Ton und klarer Linienführung den Ausnahmecharakter beider Kompositionen mustergültig heraus. Vladimir Stoupel, der in der Groteske noch ein wenig pauschal artikuliert, macht sich Magnards Klavierläufe entspannt und elegant zu eigen.

Rudi Stephan: Groteske, Alberic Magnard: Violinsonate op. 13
Judith Ingolfsson (Violine)
Vladimir Stoupel (Klavier)
Accentus

Auch interessant

Rezensionen

Aktuelle Rezensionen

  • International als Solistin und Kammermusikpartnerin gefragt: Raphaela Gromes
    Interview Raphaela Gromes

    „Nicht enden wollende Energie“

    Raphaela Gromes hat mit dem Ukrainischen Nationalorchester Antonín Dvořáks Cellokonzert eingespielt – für die Cellistin in vielerlei Hinsicht ein bewegendes Projekt.

Anzeige

Audio der Woche

Das Debüt-Album des Sonus Quintetts

Mit „Light“ gelingt Deutschlands erstem Reed Quintet ein individueller, besonders fesselnder Klang.

Hörprobe: Beethoven: Klaviersonate Nr. 14 op. 27,2 „Mondscheinsonate“, I. Adagio sostenuto

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!