Das alte Volksbuch ist aufgrund der perfiden Prüfungen der nichtadeligen Griseldis durch ihren Gatten nur schwer erträglich. Nicht so Jules Massenets erlesenes, wunderschönes und die Provence sowie das Mittelalter verherrlichendes Hybrid-Musiktheater „Grisélidis“ für die Pariser Opéra-Comique 1901. Da beginnt nach dem berauschenden Vorspiel und der von Julien Dran emphatisch gesungenen Hymne des Schäfers Alain auf die unbescholtene Titelfigur ein märchenhaftes Opernvergnügen. In diesem führt der Teufel mit seiner trotz Ehekrise ihm helfenden Frau Fiamina unlautere erotische Attacken gegen Grisélidis. Die Neuaufnahme hat nicht ganz die lyrische Emphase des 30 Jahre alten Mitschnitts vom Festival Massenet Saint-Étienne unter Patrick Fournillier. Dafür akzentuiert Jean-Marie Zeitouni mit dem stilkundigen und sensiblen Ensemble alle Feinheiten von Massenets sträflich vernachlässigtem Edelstück.

Massenet: Grisélidis
Vannina Santoni (Grisélidis), Julien Dran (Alain), Thomas Dolié (Le Marquis), Tassis Christoyannis (Le Diable), Antoinette Dennefeld (Fiamina), Adèle Charvet (Bertrade), Adrien Fournaison (Gondebaud), Thibault de Damas (Le Prieur), Chœur Opéra national Montpellier Occitanie, Orchestre national Montpellier Occitanie, Jean-Marie Zeitouni (Leitung)
Bru Zane