Humor muss Luciano Berio gehabt haben. Ansonsten wäre er wohl kaum auf die Idee gekommen, drei Songs der Beatles als barocke Arien mit Generalbass und konzertierenden Flöten zu bearbeiten, darunter den Klassiker „Michelle“, den er ergänzend noch in ein expressives Fin-de-Siècle-Gewand gekleidet hat. Musikstücke dergestalt in ein neues Licht zu rücken war ein Anliegen Berios, der, wie diese hochinteressante Doppel-CD beweist, als Meister in der Disziplin der musikalischen Anverwandlung gelten kann: Das gilt für die Orchestrierung von Liedern Gustav Mahlers und Manuel de Fallas, speziell aber für Bachs unvollendeten Contrapunctus XIX und Brahms› Klarinettensonate op. 120 Nr. 1, die in Berios Bearbeitung ganz neue Facetten offenbaren. Das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Ivor Bolton musiziert, von dem rhythmisch etwas unsteten Bach abgesehen, ohne Fehl und Tadel, großartig die Sopranistin Sophia Burgos.
Transformation
Bach/Berio: Contrapunctus XIX aus „Die Kunst der Fuge“ BWV 1080
Falla/Berio: Canciones populares espanolas Nr. 1-7
Boccherini/Berio: 4 Versioni originali della „Ritirata notturna di Madrid“ G. 453 Nr. 4
Mahler/Berio: Frühlingsmorgen, Hans und Grete, Um schlimme Kinder artig zu machen, Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald, Zu Straßburg auf der Schanz, Ablösung im Sommer, Scheiden und Meiden & Nicht wiedersehen
Brahms/Berio: Klarinettensonate op. 120 Nr. 1 arrangiert für Klarinette & Orchester
Lennon/McCartney/Berio: Michelle I & II, Ticket to Ride & Yesterday
Sophia Burgos (Sopran), Benjamin Appl (Bariton), Daniel Ottensamer (Klarinette), Sinfonieorchester Basel, Ivor Bolton (Leitung)
Sony Classical