Tostis und Respighis Lieder haben nur eine einzige, aber äußerst wichtige Gemeinsamkeit: Sie gewinnen durch Interpreten, die melodische und atmosphärische Suggestion zu hinterfragen wissen. Saskia Giorgini schwelgt nuanciert und apart in den Akkord-, Kolorit- und Poesiespielen. Dazu gestaltet Ian Bostridge mit seiner an Schubert, Hahn und Britten gewachsenen Souveränität und gestaltender Hintergründigkeit, wie sie Respighi während der Verismo- und Decadentismo-Hochphase nur äußerst selten von Männerstimmen hören konnte. Die schönsten und eindrucksvollsten Stücke sind jene, in denen Respighi wie in „Notte“ und „Canzone dell’Abruzzo“ seinen eklektizistischen Panzer ablegt. Anders als der Einfälle mit skrupelloser Direktheit fixierende Tosti kämpft der Komponist der Römischen Trilogie gegen Sentimentalität und grobe Melodik. Nur in den vier schottischen Liedern ist davon nichts zu spüren.
Respighi Songs
Werke von Respighi
Ian Bostridge (Tenor), Saskia Giorgini (Klavier)
Pentatone