Der nach seiner Priesterweihe im Alter von nur dreißig Jahren verstorbene Blasius Amon ist ein Frühvollender wie Mozart oder Pergolesi. Amon stammte aus Tirol. Er war Chorknabe an der Innsbrucker Hofkapelle von Erzherzog Ferdinand II. und dort Schüler des flämischen Kapellmeisters Alexander Utendal. Nach einem Venedig-Aufenthalt, wo Amon möglicherweise von dem berühmten Andrea Gabrieli gefördert wurde, erlebte er einen fulminanten Prestigezuwachs durch Druckausgaben seiner geistlichen Vokalsätze und Kompositionen. Viele Details aus der Biografie Amons, der in nur neun Jahren ein erstaunlich reiches und reifes Œuvre schuf, sind ungeklärt. Auf Tonträgern ist sein Schaffen noch immer sträflich unterrepräsentiert. Das gibt dem mit Auszeichnungen überschütteten Huelgas Ensemble Anlass zu einem weiteren Glanzstück seiner Diskografie.
Mit mustergültiger Reinheit und Sensitivität für die Konturen und Linien von Amons Harmonien sowie deren Balance bewegen sich die vier Frauen- und acht Männerstimmen durch seine beeindruckende, gar nicht archaisch wirkende Totenmesse. Seit Jahrzehnten zieht es Paul Van Nevel als Ensembleleiter und Autor mit leidenschaftlicher Umtriebigkeit zu musikalischen Schätzen von der franko-flämischen Schule über Britannien und Italien bis zur iberischen Halbinsel. Diese in Antwerpen live entstandenen Weltersteinspielungen sind auch durch Van Nevels riesiges Wissens- und Erfahrungsspektrum eine wesentliche Bereicherung des A-cappella-Repertoires. Im Booklet gibt es einen Link zu Van Nevels Notenedition.
Amon: Missa quatuor vocum pro defunctis & Sacrae cantiones
Huelgas Ensemble, Paul Van Nevel (Leitung)
deutsche harmonia mundi