Der erste Satz in Mahlers Fünfter ist selten klar disponierte, im Tempo ungewohnt rasche Trauermusik. Die sonst oft melancholisch schwere, romantisch aufschießende Musik wirkt gebändigt, aber in keinem Moment schwerfällig. Dabei fällt auf, wie brillant die Musiker des Kölner Gürzenich-Orchesters mittlerweile spielen, wie mühelos, mit wie viel Klangfantasie. Auch im „stürmisch bewegten“ zweiten Satz bleibt François-Xavier Roth klar und kontrolliert, hört man durchgeistigte, aber nie langweilige Musik. Die vielen ironischen Brechungen des Scherzos wirken mit leichter Hand fein modelliert – bis zur hier völlig überraschenden Explosion am Schluss. Die dort freigesetzte Energie transformiert Roth in ein selten innig und rätselhaft lächelndes Adagietto, um schließlich in der finalen Steigerung alle Impulse und Linien schlüssig zusammenzuführen. Eine Interpretation von seltener Klarheit.
Mahler: Sinfonie Nr. 5
Gürzenich-Orchester Köln, François-Xavier Roth (Leitung)
harmonia mundi