Wuchtig und filigran zugleich, gewaltig und auch flirrend, flächig und doch mit innerer Dynamik, ein Fresko mit äußerst präzisen Details und dann auch noch zum Greifen plastisch und farbgesättigt. Zwischendurch gibt es überraschende Umschwünge. Das alles bietet das viertelstündige Orchesterstück „Archora“ der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir. So etwas muss mit Blick auf die Feinstrukturen und mit langem Atem gestaltet werden. Dem Iceland Symphony Orchestra und Dirigentin Eva Ollikainen gelingt dies aufs Glücklichste. Das Ergebnis ist überwältigend. Das Orchester wird hier tatsächlich zu einem ausdifferenzierten Organismus. Das dreisätzige Orchesterwerk „Aiōn“ dagegen entführt sehr eindrucksvoll in ein Zauberreich wuchernder Klangwelten, teils donnergrollend rhythmisch befeuert, teils irisierend aufgefächert. Eine großartige Entdeckung, diese Musik von Anna Thorvaldsdottir, ein Ereignis in dieser Interpretation.
Thorvaldsdottir: Archora & Aiōn
Iceland Symphony Orchestra, Eva Ollikainen (Leitung)
Sono Luminus