Jules Massenets „Hérodiade“, 1881 in Brüssel uraufgeführt, behandelt die gleichen Vorgänge wie später „Salome“ von Richard Strauss. Allerdings mit anderen Schwerpunkten, das Libretto basiert auf einer Erzählung von Flaubert. Die Musik von Massenet versammelt sämtliche Errungenschaften aus der französischen Oper des 19. Jahrhunderts: Staatstragende und feierliche Chöre, fiktives – hier „biblisch-orientalisches“ – Lokalkolorit, atmosphärische, farbenprächtige Orchestereinsätze, Raumwirkungen, ein breites Ausdrucksspektrum in den Gesangssoli, packende Leidenschaft, pointierte Dramatik. Alles wirkungsvoll dramaturgisch aufeinander abgestimmt. Dirigent Enrique Mazzola, Stammgast der Deutschen Oper, hält dies alles zusammen und modelliert die Details heraus. Orchester, Chor, Ensemble, allen voran die phänomenalen Solisten der vier Hauptpartien, sorgen dafür, dass hier tatsächlich eine hervorragende Einspielung mit Modellcharakter für die nächsten Jahrzehnte geglückt ist.
Massenet: Hérodiade
Étienne Dupuis (Hérode), Clémentine Margaine (Hérodiade), Nicole Car (Salomé), Matthew Polenzani (Jean), Orchester der Deutschen Oper Berlin, Enrique Mazzola (Leitung)
Naxos