Luxus à la Karajan, dessen Dresdner „Meistersinger“-Einspielung von 1970 im Booklet umfänglich gehuldigt wird! Echte Erstklassigkeit hat eben keine Konkurrenz zu fürchten. Dieser Mitschnitt bestätigt die olympische Gleichrangigkeit von Kirill Petrenkos und Christian Thielemanns „Meistersingern“: Wann hört man Wagners polyfones Geflecht so intensiv, das Melos so lichtdurchflutet und das ideologisch zwiespältige Finale so spielerisch nachgiebig wie hier? Thielemanns „Meistersinger“ sind weniger transparent als andere Einspielungen und dennoch von beglückender Leichtigkeit ohne Verzicht auf Nachdruck. Zu Höhepunkten geraten hier auch Szenen, die sonst beiläufig vorbeiziehen. Alles wird mit großer, nie flacher Gestik und ohne Beeinträchtigung der vokalen Feinarbeit ausmusiziert. Nebenstimmen erhalten Gewicht. Dabei motiviert Thielemann Solisten und Chöre zu vertrauensvoller Interaktion. Ein großartiges Musikfestspiel mit mindestens drei euphorisierenden Sängerdarstellern: Georg Zeppenfeld ist der persönlichkeitsstarke und souverän gestaltende Schusterpoet mit Klugheit und stillen Reserven bis zum letzten Ton seines Partienmarathons. Sebastian Kohlhepp, mit dem Thielemann im ersten Akt Davids Regellitanei zum ganz großen Auftritt steigert, glänzt als lyrischer Konkurrent zum Ritter Stolzing. Adrian Eröd verleiht der von ihrem Schöpfer Wagner düpierten Figur des Beckmesser bewegende und dabei elegante Tiefenschärfe.
Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg
Georg Zeppenfeld, Klaus Florian Vogt, Jacquelyn Wagner, Adrian Eröd, Vitalij Kowaljow, Günter Haumer, Rupert Grössinger, Sebastian Kohlhepp, Salzburger Bachchor, Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Leitung)
Profil