Im Booklet räsoniert Peter Gülke über die Relation von Fülle und Substanz zwischen den gleichwertig entwickelten Klaviersätzen und Orchesterfassungen von Gustav Mahlers Liedern. Gerold Huber akzentuiert im Falle des „Lieds von der Erde“ mit den sparsamen Exotismen die geradlinige Bewegtheit des Klavierparts in dichter Synergie mit den beiden Ausnahmestimmen. Aber er macht mit seiner nur selten zu sinnlicher Sekunden-Verve aufschwingenden Lesart auch deutlich, dass sich der subtil artikulierende Christian Gerhaher, der sich zurücknehmende und deshalb minimal trockene Piotr Beczała in der zweiten Karrierehälfte angelangt sind. Mahlers sensitive Farbpalette ist eigentlich weitaus variabler als hier hörbar. Man hört deutlich die Reihung der offenen Formgebilde. Das mit Orchester meist erregend betörende Spiel von Atmosphäre, Kolorit, Reflexion und Emphase bleibt also eine Nuance zu nüchtern.
Mahler: Das Lied von der Erde (Klavierfassung)
Piotr Beczała (Tenor), Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber (Klavier)
Sony Classical