Auch wenn die Oper das Denken und Handeln ihrer Figuren in verlangsamter Form darstellt, ist ihr ästhetisches Ausdrucksmaterial dem Strom der Zeit unterworfen und bleibt flüchtig wie das Leben selbst – oder wie eine Ausstellung. Vom 30. September 2022 bis 5. Februar 2023 wurde in der Bundeskunsthalle Bonn unter dem Titel „Die Oper ist tot – Es lebe die Oper!“ ein großes Konvolut von Exponaten gezeigt, die das Herz historisch interessierter Opernliebhaber höher schlagen lassen: Gemälde von Opernszenen, Bühnenbildmodelle, Entwürfe und Abbildungen von Kostümen, Fotos und Zeichnungen von Tänzerinnen und Sängerinnen, atemberaubende Innenansichten prunkvoller Opernhäuser weltweit bis hin zu famosen Einblicken in die Bühnentechnik.
Wer diesen Zauber der Oper, der sich eben nicht nur musikalisch, sondern auch visuell entfaltet, verpasst hat oder sich die Eindrücke der Ausstellung noch einmal vergegenwärtigen möchte, ist mit diesem prächtigen, großformatig bebilderten Katalog bestens versorgt. Einzelne Kapitel widmen sich der Barockoper in Florenz, der Pariser Oper, dem Festspielhaus Bayreuth, der Wiener Hofoper, aber auch der kulturell geformten Geschlechtsidentität, die auf der Bühne verhandelt wird, den Exotismen und Skandalen des Musiktheaters sowie der Bedeutung des Kostüms. Exemplarisch lernen wir außerdem die vergessene Louise Bertin kennen, die in Zusammenarbeit mit Victor Hugo die Oper „La Esmeralda“ nach dem Roman „Notre-Dame de Paris“ komponierte, die 1836 an der Pariser Opéra uraufgeführt wurde.
Die Oper ist tot – Es lebe die Oper!
Bundeskunsthalle Bonn (Hg.)
Hatje Cantz, 256 Seiten
50 Euro