Bei der Lektüre von Andrea Schwabs Buch „Jüdische Komponistinnen – zwischen Erfolg und Verfolgung, Exil und Heimkehr“ kann man den Eindruck gewinnen, dass es um die Sache der Frau und Künstlerin vor 100 Jahren bestens bestellt war. Als gefragte Sängerinnen, Pianistinnen, aber auch Dirigentinnen und Komponistinnen waren all die Frauen unterwegs, die Schwab, selbst Mezzosopranistin, porträtiert. Dass sie Jüdinnen waren, spielte für die meisten von ihnen keine oder jedenfalls keine große Rolle. Schwierig wurde die Situation, als das politische Umfeld darauf umso genauer zu achten begann. Und während einige der Künstlerinnen darauf vertrauten, dass der braune Spuk vorübergehend sei und ihr Ruhm sie sicher schützen werde, sahen andere die Gefahr hellsichtig herauf ziehen und verließen das Land, solange es noch möglich war. So beschreibt Schwab Lebenswege, die vom hellen Bühnenlicht in die Gaskammer führten, aber auch von Erfolgen, die im Exil aufrechterhalten werden konnten. Die Namen – von Josefine Auspitz-Winter über Lisa Maria Mayer bis Ilse Weber – sind heute fast alle vergessen. Einzige Ausnahme: Alma Mahler-Werfel, die, selbst keine Jüdin, wegen ihrer „jüdischen Lebensmenschen“ (Mahler, Werfel, von Zemlinsky) aufgenommen wurde. Gerade über sie gibt es Literatur zuhauf, weshalb diese Entscheidung erstaunt. Doch in allen anderen Fällen trägt Schwab verdienstvoll Fakten zusammen, die die Namen der Komponistinnen der Schoa zum Trotz lebendig halten und deren einst beliebte Musik erneut würdigen.
Jüdische Komponistinnen zwischen Erfolg und Verfolgung, Exil und Heimkehr
Andrea Schwab
Hollitzer, 182 Seiten
35 Euro