Toño Azpilcueta, ein in seiner wissenschaftlichen Karriere gescheiterter peruanischer Musikwissenschaftler, der sich auf die kreolische Musik spezialisiert hat und als Verfasser von Musikkritiken durchschlägt, wird zu einem privaten Konzert geladen, in dem ihm „der beste Gitarrist Perus“ angekündigt wird. Weit davon entfernt, dem Glauben zu schenken, leistet er der Einladung Folge und erlebt eine derart elektrisierende musikalische Begegnung, dass diese sein ganzes Leben verändert. Er beschließt, dem Ausnahmetalent nicht nur einen Artikel, sondern ein ganzes Buch zu widmen und in diesem zugleich sein ganz eigenes Verständnis der kreolischen Musik darzulegen. Diese Aufgabe wird zur Obsession, zumal er bei seinen Recherchen vom rätselhaften Tod des jungen Musikers erfährt. Über Jahre schreibt er an diesem Buch, vernichtet regelmäßig alles Vorhandene, um mit einem viel besseren Konzept wieder neu anzufangen.
Zwischen die Kapitel, die über Azpilcueta berichten, schiebt der Autor Mario Vargas Llosa, der 2010 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, essayistische Betrachtungen über die Geschichte Perus und seiner Musik ein. Spricht hier der Erzähler oder sind es Auszüge aus dem Buch des Protagonisten? Sind es Überlegungen, die den 1936 geborenen Autor umtreiben und die er in seinem nach eigener Aussage „letzten Roman“ darlegen wollte? Das muss jeder Leser dieses ungewöhnlichen Buches, das die schichten- und völkerverbindende Kraft der Musik zu beschwören sucht, für sich entscheiden.
Die große Versuchung
Mario Vargas Llosa
Suhrkamp, 304 Seiten
26 Euro