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Buchrezension – Christian Thielemann: Richard Strauss. Ein Zeitgenosse

Profunde und erhellende Exegese

Christian Thielemann offenbart seinen radikal persönlichen Zugang zu Richard Strauss.

vonMaximilian Theiss,

Wagner werde für ihn immer der Einzige bleiben, Strauss sei der Besondere, so Christian Thielemann in seinem neuen Buch über Richard Strauss. Dem Einzigen (und seine Beziehung zu ihm) widmete der Dirigent den Band „Mein Leben mit Wagner“, 2013 war das. Damals liebte man ihn in Bayreuth, zwei Jahre später sollte er dort zur Institution werden als erster Musikdirektor in der Geschichte der Bayreuther Festspiele. Nun, 2024, der Besondere also. Musikdirektor in Bayreuth ist Thielemann nicht mehr, auch seine Stationen in Salzburg und Dresden sind Vergangenheit, seit Herbst wirkt der gebürtige Berliner als Generalmusikdirektor an der Staatsoper Unter den Linden. Seine letzte Premiere in Dresden: Strauss’ „Frau ohne Schatten“.

Christian Thielemann wagt sich auch als Buchautor an die großen Komponisten heran
Christian Thielemann wagt sich auch als Buchautor an die großen Komponisten heran

Seine erste Premiere in Berlin: Strauss’ „Schweigsame Frau“. Man sollte in solche Koinzidenzen nicht zu viel hineininterpretieren, doch untermauern sie Thielemanns derzeitige Deutungshoheit über Leben und Werk des Komponisten, über das er auch diesmal – in Zusammenarbeit mit der Musikjournalistin Christine Lemke-Matwey – radikal persönlich, aber nicht penetrant ich-bezogen spricht. „Ein Zeitgenosse“ lautet der Untertitel des Buches, Thielemann verzichtet diesmal also auf das Possessivpronomen „mein“ (2020 veröffentlichte er zudem „Meine Reise zu Beethoven“). Gerne erzählt der Dirigent über seine Hausbesuche in Garmisch, die manchmal wie eine Flucht erscheinen, wenn auf seine Sonntagsmatineen als Chef der Münchner Philharmoniker nicht selten ein Mittagessen in der siebzig Autominuten entfernten Strauss-Villa in Garmisch folgte, denn auch zu den Sprösslingen des Komponisten unterhält er enge Beziehungen.

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Über das Musikalische hinaus

Thielemann pflegt also weit mehr als nur eine aufs rein Musikalische begrenzte Nähe zu Richard Strauss, weshalb das Buch neben der so profunden und erhellenden Exegese der Kompositionen vor allem die Persönlichkeit des Schöpfers in den Fokus rückt – und der Autor dabei auch als Anwalt in die Bresche springt für einen Komponisten, über den so mancher spottet, er hätte sich seit seiner „Salome“ und „Elektra“ nicht mehr weiterentwickelt, während all seine Kollegen rasant auf der Autobahn der Moderne davonfuhren. Der Untertitel des Buches, der Strauss als Mensch seiner Zeit hervorhebt, er kommt nicht von ungefähr.

Richard Strauss. Ein Zeitgenosse
Christian Thielemann
C. H. Beck, 316 Seiten
28 Euro

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