Solch ein ansprechend geschriebener Überblick über Komponistinnen war längst überfällig. Genau 250 hat Autor Arno Lücker ausgewählt, musikschaffende Frauen vom Mittelalter bis in unsere Zeit. Jedes dieser Kurzporträts bietet Schlaglichter auf das Leben sowie Einblicke in eine ausgewählte Komposition. Gute Idee: Über einen Quick Response Code kann die Musik auch angehört werden.
Das historische Spektrum reicht von der im 9. Jahrhundert in Konstantinopel wirkenden Kassia bis zu Komponistinnen von heute. Klassik überwiegt, aber auch Persönlichkeiten aus Jazz, Folk und Chanson werden behandelt, etwa Nina Simone oder Marguerite Monnot, die Chanson-Erfolge für Edith Piaf schrieb. Bekannte Künstlerinnen wie Hildegard von Bingen, Barbara Strozzi, Fanny Hensel, Clara Schumann, Ethel Smyth und Alma Mahler-Werfel sind dabei. Auch die Boulanger-Schwestern. Aus unserer Zeit etwa Olga Neuwirth und die aktuelle Siemens-Preisträgerin Unsuk Chin. Und sehr, sehr viele Entdeckungen.
„250 Komponistinnen“ erhebt bewusst nicht den Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit. Das Buch öffnet jedoch viele Perspektiven. Dass die Artikel weder alphabetisch noch chronologisch angeordnet sind, macht schnelles Nachschlagen umständlich, ist aber Absicht. Der Autor möchte, so betont er im Vorwort, dass wir das Buch eher als „Roman“ lesen. Zum Glück gibt es ein Personenregister. Alles in allem bietet diese reich gefüllte Schatzgrube Anlass für viele Aha-Erlebnisse.
Arno Lücker: 250 Komponistinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte
Aufbau Verlag
648 Seiten
58 Euro