Auch diese CD ein Ertrag von Corona: Die zur Konzertlosigkeit verdammten Künstler erkunden ein Repertoire, für das sie sich sonst (noch) keine Zeit genommen hätten. Daher hat sich Geigerin Alina Ibragimova der 24 Capricen von Niccolò Paganini angenommen. Geisterhaft wirkt ihr Spiel oft, gespenstisch, virtuos. Das liegt zum einen an ihrer technischen Sicherheit, mehr aber noch daran, dass ihre Erfahrungen auf dem Gebiet historischen Musizierens auch hier Früchte tragen. Ob düster-ahnungsvolle Triller, angespitzte Läufe, harmonische Reibungen bei Akkordfolgen, glitzernde Ober-Töne, geschleuderte Staccato-Salven – Ibragimova lotet die Tiefen dieser Musik aus. Vordergründiges, Effektbezogenes interessiert sie nicht. Das wirkt oft weniger geschmeidig, weniger arios als etwa bei Augustin Hadelich, sondern schroffer, auch bisweilen tragischer. Beide Ansätze verdienen Hochachtung.
Paganini: 24 Capricen op. 1
Alina Ibragimova (Violine)
Hyperion