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Rezension Alexandre Tharaud – Versailles

Verschenktes Potenzial

Alexander Tharaud gestaltet einige Stücke wie Liebeserklärungen, bei denen er mit nachdrücklicher Gestik umso sicherer an das beglückende Ziel zu gelangen glaubt.

vonRoland H. Dippel,

Den Unterschied zwischen „echter“ und gefühlter historischer Aufführungspraxis hört man im Gesangssolo aus „Les Indes galantes“. Der Sopran verblasst unter den Piano-Tönen eines neuen Steinways. Dabei nutzt Alexandre Tharaud dessen Potenzial nie zur Gänze. Sicher verstärkt er eine Stimme oder setzt ein Legato, wo historisch korrekte Kollegen eine kürzere Anschlagdauer bevorzugen. Der Album-Titel verrät es: Diese Stücke, welche von Arrangements für Orgel oder Cembalo zu Säulen der pianistischen Traditionen Frankreichs wurden, brauchen akustische Scheinperspektiven weitaus dringender als stilkundig gebändigten Bombast. Tharaud gestaltet einige Stücke wie Liebeserklärungen, bei denen er mit nachdrücklicher Gestik umso sicherer an das beglückende Ziel zu gelangen glaubt. Allerdings ist ihm die Strategie wichtiger als der Affekt. Deshalb müssen Hörer vor diesen barocken Kleinoden kapitulieren.

Alexandre Tharaud
Alexandre Tharaud © Marco Borggreve

Versailles
Werke von Rameau, Visée, Royer

Alexandre Tharaud & Justin Taylor (Klavier), Sabine Devieilhe (Sopran)
Erato

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